Berliner Handwerk AG baut auf das Facility Management

DIE WELT online - BERLIN (26.11.99) - Katja Fischer

100 Berliner Handwerksfirmen gründeten am gestrigen Donnerstag die Facility Management Berliner Handwerk AG. Sie soll als Dienstleister für Unternehmen verschiedener Gewerke Know-how bündeln und größere Aufträge im Facility-Management für ihre Mitglieder akquirieren. Insgesamt wurden 463 Aktien gezeichnet. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt ca. 500 000 DM. Die Aktionäre: Firmen aus den Sanitär-, Heizungs-, Gebäudereiniger- und Elektrogewerken, aber auch Maler, Tischler, Ingenieurbüros und Architekten. Sie repräsentieren insgesamt eine Beschäftigungszahl von ca. 6.000 und ein Umsatzvolumen von ca. 200 Mio. Euro.

"Damit ist ein Unternehmen von respektabler Größe entstanden", meint Aufsichtsratsmitglied Uwe Otto. Es solle dem Berliner Handwerk mehr Marktmacht und Mitspracherecht im Wettbewerb rund um die Immobilie geben. Der werde derzeit von großen Industrieunternehmen beherrscht. Das Handwerk stehe immer am Ende der Kette. Da die Gewerke bisher wenig miteinander kooperierten, konnten sie von den Großen leicht gegeneinander ausgespielt werden, so Projektentwickler Otto. In jüngster Zeit seien die Auftragsgrößen bei Ausschreibungen für die Kleinen allein nicht mehr zu packen gewesen.

Mit dem Zusammenschluss will das Berliner Handwerk nun aktiv seine Vorteile in diesem Marktsegment ausspielen. Die bestehen in größerer Kundennähe und Flexibilität, weil die meisten Handwerksbetriebe schon jahrzehntelang in ihren Einzugsgebieten bekannt sind. Mit der Kooperation liegen sie im Trend der modernen Immobilienwirtschaft. Facility-Management wird als ganzheitliche Dienstleistung für Eigentümer und Verwalter immer interessanter. Der Markt in Deutschland werde von heute drei Mrd. Euro bis 2002 auf 40 Mrd. Euro zunehmen, errechneten Experten.

Otto sieht auch in Berlin ein beträchtliches Wachstumspotenzial. Wie die Arbeit der neu gegründeten Aktiengesellschaft in der Praxis funktionieren soll, müsse sich erweisen. Vorbild ist unter anderem eine vor knapp einem Jahr gegründete AG in Hamburg, die inzwischen schon Rahmenverträge in Höhe von 50 Mio. DM akquirierte, dieses Auftragsvolumen aber nur zu einem geringen Teil in konkrete Leistungen umsetzen konnte. Otto will in Berlin den Verwaltungsaufwand für das neue Unternehmen so gering wie möglich halten. Die Handwerk AG solle vor allem Marketingaktivitäten bündeln, um den Kunden Leistungen aus einer Hand anzubieten und die AG bekannt zu machen.

Wirtschaftsstaatssekretär Detlev Orwat betonte, dass innerhalb der Kooperation die Identität der Einzelbetriebe erhalten bleiben solle. Das liege in der Natur der handwerklichen Arbeit und werde von den Kunden geschätzt. Bei ähnlichen Berliner Initiativen wie den Hand-in-Hand-Betrieben habe sich diese Strategie bewährt. Orwat: "Die Wirtschaftsverwaltung unterstützt solche Projekte, weil sie die Lage des Handwerks in der Stadt stabilisieren." Trotz der schwierigen Situation sei es noch immer der größte Wirtschaftsfaktor.

Weitere Informationen: http://www.hwk-berlin.de

Copyright © 1999 - Ingenieurbüro Uwe Otto - Alle Rechte vorbehalten.