SHK-Notruf - Dienstleistung des SHK-Handwerks zur Kundenbindung und Neukundengewinnung

Dipl.-Ing. Uwe Otto (Sanitär & Heizungs-Report, Ausgabe 04/99)

SHK-Notruf - das rund-um-Sorglospaket des Berliner SHK-Handwerks zur Beseitigung versorgungstechnischer Störungen rund um die Immobilie. Heizung kalt, Wasserrohrbruch, Klo verstopft, Lüftung defekt, Stromausfall - typische Notsituationen, die sich nicht an die regulären Arbeitszeiten des Fachhandwerkers halten. Hat der Betroffene keinen Wartungsvertrag mit einem Servicepartner oder ist sein Haushandwerker nicht erreichbar, beginnt für ihn die hektische Suche nach dem "richtigen Retter aus der Not". Diese Suche nach schneller Hilfe können sich die Berliner seit dem 01. Oktober 1998 schenken.

Der SHK-Notruf - ein Zusammenschluss leistungsfähiger und innovativer SHK-Fachbetriebe - ist seit dem 01.10.98 an Werk-, Sonn- und Feiertagen für die Berliner Bevölkerung rund um die Uhr in Bereitschaft. Alle beteiligten Handwerksbetriebe sind Mitglieder der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klima-Technik Berlin und verfügen über langjährige Erfahrungen im Notdienst-Service. Entsprechend der bei Eintritt in die Gemeinschaft angegebenen fachlichen Qualifikationen betreut jedes Mitgliedsunternehmen ein ihm zugewiesenes Fach- und Stadtgebiet. Den Schwerpunkt der angebotenen Leistungen bildet die Versorgungstechnik. Über eine zentrale Servicerufnummer sind die Bereitschaft habenden Mitglieder ohne Wartezeiten jederzeit erreichbar.

In Sachen Versorgungstechnik gut qualifiziertes Personal eines Call-Centers (­ nimmt alle Störungsrufe zentral entgegen. Der Call-Center-Mit-ar-bei-ter verschafft sich ein genaues Bild über Art und Ausmaß der Störung und überprüft, ob sich das Problem möglicherweise telefonisch lösen lässt. Kommt er zum Schluss, dass Hilfe vor Ort notwendig ist, so informiert er umgehend nach einer technischen Vorauswahl den richtigen Fachmann im Umkreis des Geschehens. Schon kurz nach Eingang der Notfallmeldung nimmt der Fachmann Kontakt mit dem Kunden auf, um das weitere Vorgehen zu besprechen und die angeforderten Leistungen auszuführen. So werden dem Kunden langes Suchen in seiner Umgebung und unnötige Anfahrtkosten erspart. Ebenso bleibt das Ausmaß des Schadens wegen der kurzen Reaktionszeit weitgehend begrenzt.

Jedem soll schnell und kostengünstig geholfen werden

In der Diskussion um die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschlands kommt dem Stellenwert und der Qualität von ganzheitlichen Dienstleistungen mit hohem Kundennutzen eine herausragende Bedeutung zu. In diesem Sinne dominiert in der Organisation des SHK-Notrufs das Ziel, den akuten Notfall innerhalb kürzester Zeit zu jeder Tages- und Nachtstunde so effizient und kosten-günstig wie möglich zu beheben. Zur Erfüllung dieses Zieles haben sich alle Mitgliedsunternehmen vertraglich zur gegenseitigen Hilfe verpflichtet. Damit auch mit seltenen Ersatzteilen, die der einzelne Fachbetrieb meist nicht vorrätig hat, schnell geholfen werden kann, wird die Organisation von zahlreichen Herstellern, Großhändlern und weiteren Dienstleistern aus dem Umkreis der Versorgungstechnik in einem Dienstleistungsverbund unterstützt. Dieser Verbund hält an zentralen Standorten alle erdenklichen Ersatzteile vor - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

Die konzeptionelle Ausgestaltung und die organisatorische Realisierung eines neuen Dienstleistungsangebotes ist eine Seite, die Herstellung eines hohen Bekanntheitsgrades und der breiten Akzeptanz in der Bevölkerung die andere, meist sehr kostspielige und erheblich aufwendigere Seite. Vor allem rund, sprich ganzheitlich, muss eine Dienstleistung sein. Schnell haben die Gründungsmitglieder des SHK-Notrufs erkannt, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung über eine Erweiterung ihres Angebotes in Richtung bedarfsgerechte Problemlösungspakete beträchtlich erhöht werden kann. Man hat die Grenzen der Versorgungstechnik aufgegeben und ist auf dem besten Wege, sich zu einem Immobiliennotruf mit Rund-um-Service zu entwickeln. Dies aus der Einsicht heraus, dass die Kundenbedürfnisse und ihre Probleme zukünftig das Marktgeschehen bestimmen und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Erfolg, nicht mehr die traditionellen Gewerke- oder Branchengrenzen. Aus diesem Grund werden je nach Bedarfserweiterung laufend weitere Dienstleister der unterschiedlichsten Branchen in den Kreis der Gemeinschaft aufgenommen.

Mittlerweile kann jedem Kunden geholfen werden, der ein Problem mit seiner Immobilie oder Wohnung hat. Dabei ist es gleichgültig, ob der Öltank leer ist, die Heizungsanlage streikt, die Solaranlage tropft oder ein Schlüsseldienst benötigt wird, immer unter derselben Telefonnummer bekommt er kostengünstig und schnell die notwendige Hilfe. Lässt sich das Problem bereits am Telefon klären, fallen für den Anrufenden keine Kosten an. Auch der Anruf ist gebührenfrei..

Gemeinsam ist das Handwerk stark

Zukünftige Gewinner im Handwerk werden die Betriebe sein, die sich über ihre Gewerkegrenzen hinweg zu partnerschaftlich kooperierenden Dienstleistungsnetzwerken organisieren. Diese Erkenntnis haben sich in Berlin und Brandenburg einige SHK-Handwerksbetriebe auf die Fahne geschrieben. Das erste Ergebnis ihrer Kooperationsbemühungen war der Zusammenschluss in der Dienstleistungsgemeinschaft SHK-Handwerk Berlin-Brandenburg. Diese Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung des Handwerks im regionalen Arbeitsmarkt zu leisten, in erster Linie durch die partnerschaftliche Erschließung neuer Dienstleistungsmärkte. Hat die Gemeinschaft eine eingebrachte Idee für gut befunden, so unterstützen sich die Mitgliedsbetriebe gegenseitig bei der Realisierung. Auch die Idee des SHK-Notrufs wurde hier geboren, zur Umsetzungsreife weiterentwickelt und letztendlich von interessierten Mitgliedsbetrieben in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit Gesellschaftervertrag und klar umrissenen Spielregeln umgesetzt.

Der SHK-Notruf als Marketinginstrument

Die Situation in der Immobilienwirtschaft ist seit einigen Jahren unbefriedigend und hat seit 1995 starke Einbrüche zu verzeichnen. Da auch das SHK-Handwerk seine Leistungen im Baubereich erbringt, ist es stark von dieser negativen wirtschaftlichen Entwicklung betroffen. Die Handwerksbetriebe sind daher gefordert, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren, um in ihren Marktsegmenten außerordentliche Leistungen zu erbringen. Gleichzeitig müssen sie verstärkt nach neuen Marktnischen Ausschau halten, sich zunehmend spezialisieren und mit neuen Produkt- und Dienstleistungsangeboten bedrohte Marktsegmente sichern. Über den Weg der Kooperation können derart gestärkte Betriebe ihren gemeinsamen Marktauftritt organisieren. So lassen sich bestehende Kunden langfristig ans Unternehmen binden. Ebenso können über eine konsequente und kompetente Vermarktung ihrer gestiegenen Leistungsfähigkeit abgewanderte Kunden zumindest teilweise wieder zurückgewinnen werden.

Kenntnisse über den regionalen Markt sind in diesem Zusammenhang die Voraussetzungen für den Erfolg. Umfangreiche Analysen und Planungen müssen vorgenommen werden, um beurteilen zu können, inwieweit die Ausweitung des Dienstleistungsangebotes erfolgversprechend ist. SHK-Betriebe sind wegen ihrer finanziellen Situation in der Mehrzahl aber nicht im Stande, groß angelegte betriebsindividuelle Werbeaktivitäten über einen größeren Zeitraum hinweg zu finanzieren.

An dieser Stelle greift der SHK-Notruf als ein effizientes Marketinginstrument, denn über eine zuverlässig durchgeführte Störungsbeseitigung lassen sich Kunden wesentlich leichter an ein Unternehmen binden, als über jeden anderen Werbefeldzug. Desweiteren verteilt sich die Kostenbelastung in erträglichem Umfang auf den Schultern der Kooperationspartner. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad werden sich die Vorhalte- und Organisationskosten des SHK-Notrufs sogar erheblich reduzieren, da die meisten in Not geratenen Mensch bereit sind, die Kosten für eine fachgerecht ausgeführte Störungsbeseitigung kostendeckend zu übernehmen - Marketing gratis, vorausgesetzt die Leistung stimmt.

Die regelmäßige Wartung ist für den Handwerker unstrittig der Schlüssel zur Modernisierung veralteter Anlagen. Dem Kunden wiederum garantiert ein Wartungsvertrag die langfristige Werterhaltung seiner Immobilie und die Sicherheit und Funktionalität der jeweiligen haustechnischen Anlage. Einmal eine unangenehme evtl. sogar teure Störung erlebt, lassen sich viele Kunden von den Vorteilen eines Wartungsvertrages überzeugen. Bisher sind noch die wenigsten über Wartungsverträge an einen Fachbetrieb gebunden. Der SHK-Notruf macht sich genau diese Chance zu Nutze und versucht im Zusammenhang mit seinen Notrufeinsätzen einen Großteil dieser nicht organisierten Immobilieneigentümer und -nutzer für einen Wartungsvertrag zu gewinnen. So können die Mitglieder des SHK-Notrufs ihren Kundendienst ohne großen Zusatzaufwand als zusätzliches Standbein ihres Unternehmens ausbauen.

Notdienste, ein Muss für die Kundenbetreuung

Notdienste im Handwerk sind sicherlich nicht neu, doch kein seriöser Fachbetrieb durchschnittlicher Größe ist heute mehr in der Lage, an 365 Tagen im Jahr einen stadtweiten versorgungstechnischen Notdienst-Service für seine Kunden anzubieten. Die Service-Bereiche Sanitär - Heizung - Klima - Elektro sind zu umfangreich, bzw. die Kosten für das vorzuhaltende Personal zu hoch.

Für eine zuverlässige Kundenbetreuung und eine zügige Störungsbeseitigung rund um die Uhr ist die Bereitstellung eines Notdienstes allerdings ein unbedingtes Muß. Viele Auftraggeber vergeben ihre Leistungen sogar nur noch an die Betriebe, die einen funktionierenden gebäudetechnischen Notdienst vorweisen können. Auch für den erfolgreichen Vertrieb neuer Dienstleistungen, wie der Wärmelieferung, des Gebäude- oder Facility Management, ist er zwingend erforderlich.

Schon in den ersten Monaten des Bestehens des SHK-Notrufs haben Handwerksbetriebe anderer Gewerke beim SHK-Notruf angefragt, ob sich die Notrufleistung als dauerhafte Dienstleistung für ihr Unternehmen kaufen läßt. Es handelte sich bei den Nachfragern um genau die Betriebe, die von ihren Auftraggebern gezwungen werden, für einen Notdienst zu sorgen, aber zu klein sind, diesen eigenständig zu organisieren. Hier eröffnet sich für den SHK-Notruf ein Markt, an den zuvor keiner der Initiatoren gedacht hatte, auch Hersteller haben zur Entlastung ihres Unternehmens bereits angefragt, Teile ihre Notdienstaufgaben an den SHK-Notruf zu übertragen.

In diesem Zusammenhang gilt für die Mitgliedsbetriebe des SHK-Notrufs der Ehrenkodex, daß der Notruf nicht zu Zwecken der Kundenabwerbung mißbraucht werden darf. Jeder Notrufauftrag dient ausschließlich der Beseitigung der aufgetretenen Störung in Form einer notdürftigen Reparatur bzw. zur Gefahrenabwehr. Alle weiteren Schritte sollen am darauffolgenden Werktag von dem bereits existierenden Servicepartner ausgeführt werden. Nur für den Fall, daß eine derartige Bindung nicht existiert, werden die Dienste des eigenen Unternehmens angeboten. Allerdings ist dies keine Garantie dafür, dass der Kunde nicht auch mal von sich aus seinen Partner wechselt.

SHK-Notruf entlastet die Innungen

Häufig haben die Innungen für ihre Mitgliedsbetriebe mehrere Bereitschaftsdienste organisiert, zumindest in den Ballungszentren für die Dauer der Heizperiode in den Bereichen Gas und Öl. Diese Innungen sind zu Beginn jeder Heizperiode immer wieder auf der Suche nach Betrieben, die sich freiwillig der Aufgabe stellen, Störungen an Gasheizungen jeweils an Sonnabenden, Sonn- und Feiertagen unverzüglich zu beseitigen. Die Innungen werden bestätigen, daß es keine leichte Aufgabe ist, hierfür geeignete Betriebe zu akquirieren. Die Firmenmeldungen sind teilweise sehr spärlich, so dass teilnehmende Firmen während einer Heizperiode mehrmals zum Zuge kommen.

Auch für den Bereich Wasser versuchen viele Innungen immer wieder einen analogen Bereitschaftsdienst aufzubauen. Diese Versuche scheitern oft an der mangelnden Akzeptanz bei den Innungsbetrieben. Auch scheut man sich davor, mit den existierenden Spezialfirmen, den Wasser-betrieben oder der Feuerwehr zu konkurrieren, trotz z.Bsp. stark gestiegener Feuerwehrgebühren.

Eine Notdienststruktur analog dem SHK-Notruf kann dieses Problem auf Dauer lösen, die Innungen von ihrer jährlichen Suche befreien und sie weitgehend von ihrer Selbstverpflichtung hin-sichtlich der Organisation eines eigenen Bereitschaftsdienstes entheben.

Vergütung des SHK-Notrufs

Der Auftraggeber, meist der Nutzer der betroffenen Immobilie, ist für den SHK-Notruf in der Regel der Kostenträger. Er wird direkt vor Ort zur Kasse gebeten, da es rechtlich keine Handhabe gibt, offene Notrufrechnungen an Vermieter oder Behörden etc. weiterzuleiten, um sie von ihnen erstattet zu bekommen. Ohne Vorliegen einer entsprechenden Auftragsgrundlage gelangen sie erfahrungsgemäß in die Ablage Papierkorb oder werden mit einem entsprechenden Vermerk zu-rückgeschickt. Auch wurde trotz erbrachter Störungsbeseitigung so manche offene Rechnung nur über den Gerichtsweg oder gar nicht beglichen.

Die Vergütung der Notruf-Aufträge erfolgt daher grundsätzlich über eine Vorauszahlung des rufenden Kunden in Höhe von DM 200,00. Nach erbrachter Hilfeleistung rechnet der Monteur seine Leistungen gegenüber dem Auftraggeber ab, evtl. Überzahlungen werden sofort erstattet. Die Mitgliedsbetriebe des SHK-Notrufs haben sich auf dieses Vorgehen und diesen Betrag geeinigt. Er entspricht den durchschnittlichen Kosten, die im Rahmen eines Notrufs anfallen und sichert den Betrieben gleichzeitig die Bezahlung des Notrufeinsatzes.

Die Notrufaufträge werden von allen Mitgliedern des SHK-Notrufs auf der Basis desselben Stundenverrechnungssatzes mit entsprechenden Sonn- und Feiertagszuschlägen und derselben Vorauszahlung abgerechnet. Diese Kostensätze werden jährlich unter Berücksichtigung einer statistischen Auswertung der geleisteten Notrufeinsätze von der Gesellschafterversammlung, der Aufsichtsstelle des SHK-Notrufs, festgelegt und an das Call-Center weitergeleitet.

Die Preisabsprache selbst sichert die Glaubhaftigkeit und Seriosität des betriebsübergreifenden Dienstleistungsangebotes gegenüber den Kunden. Bereits vor Auftragsentgegennahme werden sie vom Call-Center auf diese Vergütungsregeln hingewiesen. Für die Abrechnung selbst werden einheitliche Auftrags- und Abrechnungszettel verwendet, um auch über diesen Weg eine einheitliche Außendarstellung zu erzielen.

Zusammenfassung

Mit dem SHK-Notruf hat sich das Berliner Fachhandwerk eine weitere Möglichkeit geschaffen, bisher nicht erreichte Kundenpotentiale zu erschließen Zusätzlich gewinnt die gesamte Branche an Ansehen, da das lästige Telefonieren mit den "Notdienstanrufbeantwortern" endlich eine Ende hat. Das SHK-Handwerk demonstriert damit, dass es über den Weg der Kooperation durchaus in der Lage ist, leistungsfähige und kostengünstige Dienstleistungsangebote anzubieten.

Eine Nachahmung ist für viele Regionen sicherlich empfehlenswert.

 

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