Der
Arbeitskreis Berliner Innungen hat die Initiative „Wenn Handwerk - dann
Innung“ ins Leben gerufen. Die Initiative wird gegenwärtig von den folgenden
zehn Berliner Innungen getragen: Bäcker-Innung Berlin, Fachgemeinschaft Bau
Berlin und Brandenburg e.V. mit der Baugewerksinnung Berlin, Elektro-Innung
Berlin, Fleischer-Innung Berlin, Konditoren-Innung Berlin, Maler- und
Lackiererinnung Berlin, Innung für Metall- und Kunststofftechnik Berlin,
Landesverband des Rollladen- und Jalousiebauerhandwerks Berlin/Brandenburg, der
Textilreiniger-Innung Berlin und Tischler-Innung Berlin. Die Innungen vertreten
mehr als 5.000 Innungsfachbetriebe mit rd. 50.000 Beschäftigten. Der jährliche
Umsatz der Betriebe beträgt ca. 5,7 Mrd. DM.
Die
Initiative ist langfristig angelegt und hat das Ziel, das Markenbewusstsein des
Kunden in Sachen handwerklicher Leistung, ausgeführt durch einen
Innungsbetrieb, zu schärfen. In das öffentliche Bewusstsein soll die Innung
als ein moderner Dienstleister verankert werden, der seinen Mitgliedern Vorteile
verschafft und die Kundenzufriedenheit erhöht.
Der
Geschäftsführer Maler- und Lackiererinnung, Jürgen Wittke, erklärte: „Ein
Kunde, der einen Innungsfachbetrieb wählt, geht auf ‚Nummersicher‘, denn er
bekommt einen Fachbetrieb und die Innung als starken Partner gleich mit dazu.
Wie er den passenden Betrieb findet und welche Vorteile er tatsächlich hat,
soll von der Aktion ‚Wenn Handwerk - dann Innung‘ ab heute in die Öffentlichkeit
getragen werden.“
Die
Aktion „Wenn Handwerk - dann Innung“ ist aber auch nach innen gerichtet.
Innungsmitglieder sind in fachlicher und auch betriebswirtschaftlicher Hinsicht
besser informiert, und die Innungen kümmern sich um eine ständige Fort- und
Weiterbildung ihrer Mitglieder. Davon profitiert wiederum direkt der Kunde, der
eine Leistung nach dem Stand der Technik erhält. Wer als Kunde auf hohe Qualität
setzt sowie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit erwartet, der muss einen
Innungsfachbetrieb beauftragen. Bei Streitigkeiten zwischen Kunden und
Innungsbetrieb helfen Gütestellen weiter, die als unabhängige Mittler einen
schnellen und unbürokratischen Einigungsvorschlag unterbreiten. Die Aktion der
Berliner Innungen zielt jedoch nicht nur auf die Mitglieder der jeweiligen
Innung, sondern sie soll auch ein vertikales Solidaritätsnetz knüpfen. Die
Innungen werden zukünftig gemeinsame Werbeaktionen starten, und es ist
angedacht, eine Innungskundenkarte mit einem Rabattsystem zu etablieren.
Die
Berliner Innungen werden sich zukünftig aber auch deutlicher als bisher zu
Problemen der Innungsfachbetriebe zu Worte melden. Schwerpunkt der ersten
Kampagne ist das Thema Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung. Die
Schwarzarbeit und verschiedene Formen von Wettbewerbsverzerrungen werden von den
Innungen gegenwärtig als die größten Probleme ihrer Mitgliedsbetriebe
gesehen.
Nicht
nur das Baugewerbe hat mit Lohndumping zu kämpfen, sondern auch andere
Fachbetriebe der Innungen leiden unter Wettbewerbsverzerrungen. So werden die
Textilreiniger durch Lohndumping zunehmend vom Markt gedrängt, in dem vor allem
die gewerbliche Wirtschaft ihre Textilien zur Reinigung in das Ausland
exportiert. Dort werden die Textilien zu Billigstpreisen gereinigt und wieder
nach Deutschland importiert.
Die
Fleischer-Innung fordert die öffentlichen Auftraggeber auf, zukünftig beim
Veranstaltungsservice und Catering nicht mehr auf Billiganbieter zu setzen, die
„Dumpinglöhner“ in der Grauzone der Legalität beschäftigen, sondern auf
Fachbetriebe der Innung, die mit qualifiziertem Personal arbeiten. Die Politik
hebt in Sonntagsreden gerne die hohe Qualität und Flexibilität der
Innungsfachbetriebe hervor. Im „grauen“ Alltag bekommt dann in der Regel der
billigste Anbieter von den öffentlichen Auftraggebern den Zuschlag. Auch
Kleinbetriebe der Innung sind in der Lage, Küchen mit Fleisch- und
Fleischerzeugnissen zu beliefern oder auch größere Empfänge mit handwerklich
hergestellten Qualitätsprodukten auszustatten. Fleischereibetriebe arbeiten mit
Fachpersonal, das eine sach- und fachgerecht Produktberatung gewährleistet.
Die Fachbetriebe der Berliner Innungen fordern von der Politik keine aufwendigen Konjunkturprogramme, sondern die Herstellung gleicher und verlässlicher Wettbewerbs- und Rahmenbedingungen für alle Marktanbieter. Die Diskriminierungen der regionalen Fachbetriebe müssen beseitigt werden. Die Forderungen der Innungsfachbetriebe an den Berliner Senat lauten:
Bekämpfung der illegalen Beschäftigung und Beseitigung der Wettbewerbsverzerrungen bzw. Benachteiligung der Innungsfachbetriebe.
Kleinteilige Auftragsvergabe und die bevorzugte Vergabe öffentlicher Aufträge an Innungsfachbetriebe.
Die Einrichtung eines Innungsbeirates bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie als beratendes Gremium, das ein Anhörungsrecht bekommen muss, in allen fachlichen Fragen, die unsere Gewerke betreffen.
Weitere Informationen: http://www.fg-bau.de - Norbert Nickel, 2001-11-08, Tel.: (030) 860004-19